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Ein Gruss aus Känguruh Island    14.01.2002

Seit mehr als einem halben Jahr wohne ich in Känguru County und habe fernab von Europa und der Schweiz,  einen sonnigen Winter im Juli, also umgekehrte Jahreszeiten, danach die Weihnachtszeit, Silvester und meinen Geburtstag erlebt. Ich musste zusehen, wie bei einem Sturm der Eukalyptusbaum im Garten praktisch halbiert worden ist. Und noch nicht zu Ende sind die enormen Buschfeuer hier in New South Wales, südlich und westlich von Sydney. Als das Feuer eines Abends rund 300 Meter vor dem Haus aufloderte, habe ich die schon gepackten Koffern, eine Matratze und ein paar weitere Dinge, vorsorglicherweise ins Auto gepackt.

Das Feuer konnte dann gelöscht werden, übrig blieb einzig nächtelanger Rauch, der sich nur tagsüber etwas auflockerte.

Nach all den negativen Erlebnissen, die ich hier machte und mache, erwähnen will ich hier meinen diversen Unfälle nicht mal summarisch wie diesen waghalsigen Bushwalk, bei dem ich nur dank etwas Glück anderntags wieder in die Zivilisation zurückgekehrt bin, wie kann ich also mit all dem Erlebten und vermutlich noch Bevorstehendem überhaupt daran denken, noch hier zu bleiben?

Ganz einfach: Australien ist ein ausserordentlich spannendes Land. Die Tierwelt deutet es schon mal ganz klar an: hier ist alles anders, ungewohnt, überraschend. Natur, Land, aber auch die Menschen sind anders als in Europa. Die Früchte sind exotisch und aromatisch, die Weine erlauben geschmackliche Entdeckungen, die man nicht mehr missen möchte.

Vordergründig erlebte ich die „neuzeitlichen Menschen“ sehr europäisch oder sogar britisch. Aber nach einiger Zeit lernt man auch dies als optische Täuschung kennen. Der europäische Australier ist ein hilfsbereiter, zufriedener Menschenschlag, der nur eine Sorge kennt: dass ein Europäer oder Amerikaner das Land möglichst mit dem innigen Wunsch verlässt, baldmöglichst wieder zu kehren, weil es so toll ist hier. Die ersten Fragen sind denn auch: wie gefällt dir Australien, was hast du gesehen, könntest du hier leben?

Und letztere Frage kann ich heute bedingt mit „Ja“ beantworten: Ja, liebe Australier, dieses Land ist beindruckend schön und gross, ich kann mir das Leben hier vorstellen, für länger, vielleicht für immer. Aber: gute Freunde und wichtige Beziehungen bleiben in Europa zurück, zu fern, um sie von hier aus pflegen zu können. Solange ich die Freiheit zu wählen habe, werde ich euch und dieses wunderschöne Land wieder verlassen.

Wie könnte ich eine Stadt wie Sydney vergessen, oder all die guten Freunde, die ich angetroffen habe? Der heutige Ausflug festigt meine Begeisterung für dieses Land: an einem kleinen Anlass in meinem Haus stellten wir fest, dass die meisten von uns im Zeichen des Steinbocks geborene sind. Diesen Zufall wollten wir irgendwie feiern, was heute mit einem „Capricorn Day“ dann auch realisiert worden ist. Zu siebt nahmen wir uns heute ein Motorboot und fuhren damit in Sydney’s Harbour an einsame aber aufregend schöne Strände. Mit Champagner, Meeresfrüchten, einem üppigen Lunch und einem Dessert am Schluss wurde dieser vergnügliche Tag würdig gefeiert. Aber auch Baden und an der Sonne liegen war lustvoll. Man führe sich vor Augen: Sydney hat mehr als 3 Millionen Einwohner, und man kann mitten in der Stadt baden, ohne Wimpernzucken. Und Sydney hat eine traumhafte Skyline in einer atemberaubenden Umgebung. Ich denke, dass solche Lebensqualität selten bis kaum anderswo zu finden ist

Ich ahne,  was am Tag meiner Rückreise in die Schweiz geschehen wird: ich werde mich freuen, auf ein Wiedersehen mit so vielen lieben Menschen, auch mit dir.

Aber der Abschied von hier wird alles andere als leicht fallen. Es wird ein Abschied nehmen sein für bestimmt längere Zeit, ein Abschied nehmen von diesem eindrücklich schönen Land, von seinen herzensguten Menschen, von dieser beeindruckenden Tierwelt, von schönen Meeresbuchten und von „meinen“ Blue Mountains mit den jähen Abhängen und Schluchten.

Mit einem lachenden und mit einem weinenden Auge wird diese Rückreise wohl eine Zeit beenden, die mein 40tes Lebensjahr gekrönt hat, die einen markanten Einschnitt in diesen Lebensabschnitt gekerbt hat. Dass ich diese Kerbe als ein kleines Juwel mit durch mein weiteres Leben tragen werde, ist absehbar.


Homepage update: Sonntag, 28 Juni 2009  (Administration von Arc-Holiday:  RpH)