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Ein Gruss
aus Känguruh Island
14.01.2002
Das
Feuer konnte dann gelöscht werden, übrig blieb einzig nächtelanger Rauch, der
sich nur tagsüber etwas auflockerte.
Nach
all den negativen Erlebnissen, die ich hier machte und mache, erwähnen will ich
hier meinen diversen Unfälle nicht mal summarisch wie diesen waghalsigen
Bushwalk, bei dem ich nur dank etwas Glück anderntags wieder in die
Zivilisation zurückgekehrt bin, wie kann ich also mit all dem Erlebten und
vermutlich noch Bevorstehendem überhaupt daran denken, noch hier zu bleiben? Ganz
einfach: Australien ist ein ausserordentlich spannendes Land. Die Tierwelt
deutet es schon mal ganz klar an: hier ist alles anders, ungewohnt, überraschend.
Natur, Land, aber auch die Menschen sind anders als in Europa. Die Früchte sind
exotisch und aromatisch, die Weine erlauben geschmackliche Entdeckungen, die man
nicht mehr missen möchte. Vordergründig
erlebte ich die „neuzeitlichen Menschen“ sehr europäisch oder sogar
britisch. Aber nach einiger Zeit lernt man auch dies als optische Täuschung
kennen. Der europäische Australier ist ein hilfsbereiter, zufriedener
Menschenschlag, der nur eine Sorge kennt: dass ein Europäer oder Amerikaner das
Land möglichst mit dem innigen Wunsch verlässt, baldmöglichst wieder zu
kehren, weil es so toll ist hier. Die ersten Fragen sind denn auch: wie gefällt
dir Australien, was hast du gesehen, könntest du hier leben? Und
letztere Frage kann ich heute bedingt mit „Ja“ beantworten: Ja, liebe
Australier, dieses Land ist beindruckend schön und gross, ich kann mir das
Leben hier vorstellen, für länger, vielleicht für immer. Aber: gute Freunde
und wichtige Beziehungen bleiben in Europa zurück, zu fern, um sie von hier aus
pflegen zu können. Solange ich die Freiheit zu wählen habe, werde ich euch und
dieses wunderschöne Land wieder verlassen. Wie
könnte ich eine Stadt wie Sydney vergessen, oder all die guten Freunde, die ich
angetroffen habe? Der heutige Ausflug festigt meine Begeisterung für dieses
Land: an einem kleinen Anlass in meinem Haus stellten wir fest, dass die meisten
von uns im Zeichen des Steinbocks geborene sind. Diesen Zufall wollten wir
irgendwie feiern, was heute mit einem „Capricorn Day“ dann auch realisiert
worden ist. Zu siebt nahmen wir uns heute ein Motorboot und fuhren damit in
Sydney’s Harbour an einsame aber aufregend schöne Strände. Mit Champagner,
Meeresfrüchten, einem üppigen Lunch und einem Dessert am Schluss wurde dieser
vergnügliche Tag würdig gefeiert. Aber auch Baden und an der Sonne liegen war
lustvoll. Man führe sich vor Augen: Sydney hat mehr als 3 Millionen Einwohner,
und man kann mitten in der Stadt baden, ohne Wimpernzucken. Und Sydney hat eine
traumhafte Skyline in einer atemberaubenden Umgebung. Ich denke, dass solche
Lebensqualität selten bis kaum anderswo zu finden ist Ich
ahne, was am Tag meiner Rückreise
in die Schweiz geschehen wird: ich werde mich freuen, auf ein Wiedersehen mit so
vielen lieben Menschen, auch mit dir. Aber
der Abschied von hier wird alles andere als leicht fallen. Es wird ein Abschied
nehmen sein für bestimmt längere Zeit, ein Abschied nehmen von diesem eindrücklich
schönen Land, von seinen herzensguten Menschen, von dieser beeindruckenden
Tierwelt, von schönen Meeresbuchten und von „meinen“ Blue Mountains mit den
jähen Abhängen und Schluchten.
Mit
einem lachenden und mit einem weinenden Auge wird diese Rückreise wohl eine
Zeit beenden, die mein 40tes Lebensjahr gekrönt hat, die einen markanten
Einschnitt in diesen Lebensabschnitt gekerbt hat. Dass ich diese Kerbe als ein
kleines Juwel mit durch mein weiteres Leben tragen werde, ist absehbar. |
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