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Murten - Geschichte, Geographie, Politik, ReligionEine kleine Zusammenstellung von RpH (Juni 2009),
basierend in erster Linie auf WIKIPEDIA Murten
liegt auf 453 m ü. M.,
14 km nördlich der Kantonshauptstadt Freiburg
(Luftlinie). Die Stadt erstreckt sich auf einer rund 20 m hohen Anhöhe am Südostufer
des Murtensees,
östlich der Mündung des von Münchenwiler herkommenden Baches, im nördlichen
Freiburger Mittelland. Die
Fläche des 12.0 km² grossen Gemeindegebiets umfasst einen Abschnitt am Südufer
des Murtensees (rund 1.8 km Seeuferlänge) und der angrenzenden Molassehöhen.
Der Gemeindeboden erstreckt sich vom Seeufer über einen flachen
Uferrandstreifen und die Anhöhe von Murten in die südlich davon gelegene und
vom Dorfbach von Münchenwiler durchflossene Geländemulde. Daran schliessen
sich im Süden die vom eiszeitlichen Rhônegletscher
überformten Molassehöhen mit verschiedenen Drumlins
an, darunter die Höhen von Bois Domingue (526 m ü. M.) und Aderahubel (516 m ü. M.). Im Südwesten
reicht das Gemeindegebiet über die Flächen von Merlachfeld und Fin
de Mossard bis zum Wald La Bourille, wobei der Gemeindebann von
Meyriez auf der Landseite vollständig umschlossen wird. Nach Osten erstreckt
sich das Gebiet auf das Hochplateau von Burg, in das der Burggrabenbach
ein tiefes Erosionstal
eingeschnitten hat, in den Birchenwald (560 m ü. M.)
und in die ausgedehnten Wälder östlich von Altavilla, nämlich Trimbley
(bis 560 m ü. M.),
Bloster (576 m ü. M.)
und Murtenwald (mit 582 m ü. M. die höchste Erhebung von Murten). Eine
schmale, durchschnittlich rund 500 m breite, aber fast 4 km lange Exklave von
Murten befindet sich in der landwirtschaftlich intensiv genutzten Ebene des Grossen
Mooses. Sie reicht von der Hanenmatt bei Müntschemier südwärts über
den Grossen Kanal und den Biberenkanal bis zum Erlihof bei
Galmiz. Von der Gemeindefläche entfielen 1997 19 % auf Siedlungen, 27 %
auf Wald und Gehölze und 54 % auf Landwirtschaft. Zu
Murten gehören die Dörfer Burg
(518 m ü. M.)
und Altavilla
(537 m ü. M.)
auf dem Hochplateau, die Weiler Prehl (465 m ü. M.) südöstlich der Stadt, Löwenberg
(451 m ü. M.)
am Nordfuss des Aderahubels und Erli (461 m ü. M.) leicht erhöht am Südrand des
Grossen Mooses, einige von der Stadt abgesonderte neue Wohnquartiere sowie
zahlreiche Einzelhöfe. Nachbargemeinden von Murten sind Greng,
Meyriez, Courgevaux,
Salvenach,
Lurtigen, Büchslen,
Galmiz, Muntelier,
Ried
bei Kerzers und Bas-Vully
im Kanton Freiburg sowie Münchenwiler
und Müntschemier
im Kanton Bern Bevölkerung: Mit
5903 Einwohnern (Ende 2007) gehört Murten zu den grösseren Gemeinden des
Kantons Freiburg. Die Bevölkerungszahl von Murten belief sich 1900 auf 2645
Einwohner. Danach nahm sie vorübergehend ab, um seither kontinuierlich
anzusteigen. Die grössten Bevölkerungszuwachsraten wurden von 1950 bis 1970
sowie nach der Erschliessung neuer Wohnzonen in den 1990er Jahren verzeichnet.
Das Siedlungsgebiet von Murten ist heute lückenlos mit denjenigen der
Nachbargemeinden Meyriez und Muntelier zusammengewachsen. Überdies gehört ein
kleiner Teil des Murtner Gewerbegebietes zur Gemeinde Courgevaux. Sprachen: Von
den Bewohnern sind 76.5 % deutschsprachig, 12.8 % französischsprachig
und 1.9 % sprechen Italienisch (Stand 2000). Das an der Sprachgrenze
gelegene Murten ist damit zweisprachig, wobei die deutsche Sprache (anders als
im Kantonshauptort Freiburg) klar überwiegt. Noch im 15. Jahrhundert wurde in
der Stadt hauptsächlich Französisch gesprochen. Danach setzte sich jedoch
immer mehr das Deutsche durch und gewann spätestens Ende des 17. Jahrhunderts
die Oberhand. Geschichte: Die
erste urkundliche Erwähnung des Ortes erfolgte bereits im Jahr 515
als Hof Muratum, der in einer Schenkungsurkunde dem Kloster Saint-Maurice
überlassen wird. Der Ortsname ist wahrscheinlich vom keltischen
Moridunum abgeleitet, das sich aus mori (See) und dunum
(Festung) zusammensetzt. Diese Wortherkunft deutet auf eine deutlich frühere
Besiedlung des Ortes hin. Von 1228 ist die Bezeichnung Murat überliefert. Murten
gehörte bei seiner ersten Erwähnung zum (ersten) Königreich Burgund, das nach
der Völkerwanderung auf den Trümmern des untergegangenen römischen Reiches
entstand. Seit 534 stellten die fränkischen Merowinger die burgundischen Könige,
seit 752 die Karolinger. Eine Überlieferung führt die Gründung des Schlosses
auf das Jahr 814 und Ludwig
den Frommen zurück. 888
entstand das zweite Königreich Burgund, dessen Zentrum wieder St. Maurice war.
Murten war ein befestigter Ort dieses Königreichs, der um 1033 beziehungsweise
1034 von Kaiser Konrad II. erobert und praktisch dem Erdboden gleichgemacht
wurde. In der Folgezeit versank Murten für mehr als 100 Jahre in der
Bedeutungslosigkeit. 1127
hatten die Herzöge von Zähringen die Rechte im ehemaligen Königreich Burgund
inne. Unter Berchtold IV. von Zähringen
wurde die Stadt Murten mit dem typischen zähringischen Rechteck als
Grundrissform in der Zeit zwischen 1157 und 1177 neu gegründet. Rasch erlebte
die Stadt einen wirtschaftlichen Aufschwung und wurde 1218 nach dem Erlöschen
des Geschlechts der Herzöge von Zähringen reichsfrei. Sie fristete aber ein
unsicheres Dasein im Grenzgebiet zwischen den Besitztümern der Savoyer
und der Kyburger resp. Habsburger.
Ihre Ringmauer erhielt die Stadt ab 1238. Im
Jahr 1255 geriet Murten zur Zeit Peters
II. von Savoyen unter die Schutzherrschaft von Savoyen, in der sie mit
wenigen Ausnahmen bis 1475 verblieb. Murten selbst wurde in der Folgezeit zum
Mittelpunkt einer Herrschaft, welche das Gebiet südlich und östlich des
Murtensees umfasste. Durch
eine Feuersbrunst wurden die damals noch weitgehend aus Holz gebauten Häuser
1416 schwer in Mitleidenschaft gezogen, während die Befestigungsanlagen nahezu
unversehrt blieben. Murten konnte trotz der savoyischen Oberherrschaft eine
gewisse Autonomie behaupten, auch weil es seit 1351 mit der benachbarten
Reichsstadt Bern in
einem Bündnis stand. Seit 1353 galt Murten über seine Verbindung mit Bern auch
als Zugewandter
Ort der Eidgenossenschaft. Einen
neuen Abschnitt in der Stadtgeschichte wurde durch die Burgunderkriege
zwischen der Eidgenossenschaft und Herzog Karl
dem Kühnen von Burgund eingeleitet. Murten stand zu diesem Zeitpunkt unter Jakob
von Savoyen, Graf von Romont und Grossmarschall von Burgund. Bei der Eröffnung
der Feindseligkeiten zwischen Freiburg, Bern und Burgund zogen die beiden Städte
auch gegen das mit Burgund verbündete Savoyen, weshalb sich Murten 1475
freiwillig ergab. Die Stadt wurde von bernischen Truppen besetzt und zum
westlichen Pfeiler der bernischen Verteidigung ausgebaut. Nachdem
Karl
der Kühne in der Schlacht
bei Grandson eine Niederlage bezogen hatte, belagerte er am 9. Juni 1476
Murten, das von Adrian I. von Bubenberg verteidigt wurde. Am 22.
Juni 1476 kam
es vor den Toren von Murten zur Schlacht,
in der die Eidgenossen
und ihre Verbündeten Karl dem Kühnen und seinen Truppen eine empfindliche
Niederlage zufügten. Im
Frieden von Freiburg i. Ü. 1476 trat Savoyen unter anderem die Stadt und
Herrschaft Murten als Gemeine
Herrschaft an die Eidgenossenschaft ab. 1484 verzichteten die anderen eidgenössischen
Orte gegen Geldentschädigung zugunsten Berns und Freiburgs auf ihre Anteile an
der Herrschaft über Murten. Murten wird nun zweisprachig. Die
Vogtei Murten wurde bis zum Ende der Alten Eidgenossenschaft 1798 von Bern und
Freiburg gemeinsam verwaltet. Beide Stände stellten abwechslungsweise für fünf
Jahre den Vogt, der im Schloss von Murten residierte. Die Gemeine Herrschaft
Murten umfasste den nördlichsten Teil des heutigen Kantons Freiburg mit den
Zentren Murten, Kerzers und Vully. Die südliche Grenze verlief auf einer Linie
von Courgevaux über Salvenach nach Ulmiz; diese Dörfer gehörten noch zur
Gemeinen Herrschaft wie auch die Exklave Wallenbuch. Nach
einer Abstimmung wurde im Jahr 1530 in Murten die Reformation
eingeführt. Dies resultierte wiederum in Auseinandersetzungen mit dem
katholischen Freiburg. Schliesslich übernahm Bern die Funktion der kirchlichen
und schulischen Angelegenheiten, während Freiburg für die militärischen
Angelegenheiten zuständig war. Bern gewann damit in friedlichen Zeiten mehr
Einfluss auf das bürgerliche Leben was allmählich zu einem Vordringen der
deutschen Sprache in dem damals noch überwiegend französischsprachigen Städtchen
führte. Die
vor den Toren von Murten gelegenen Orte Muntelier und Meyriez erhielten 1533
respektive 1536 das Gemeinderecht. Allerdings wurde bei beiden Gemeinden nur
gerade ein Gebiet ausgeschieden, so weit die Häuser des Dorfes reichten.
Deshalb weisen beide Gemeinden heute nur einen sehr kleinen Gemeindebann auf. Nach
dem Zusammenbruch des Ancien
régime zur Zeit der Helvetik
(1798) überliess die Berner Besatzung Murten den einmarschierten Franzosen. Mit
der Mediationsakte
wurde die Stadt 1803 definitiv und gegen den Willen der meisten Stadtbewohner
dem Kanton Freiburg zugeteilt und zum Hauptort des neu gebildeten und Distrikts
Murten bestimmt. Dieser Distrikt wurde 1848 mit der neuen Kantonsverfassung
aufgelöst und mit einer Reihe Gemeinden aus dem ehemaligen Deutschen Bezirk
Freiburg im neu geschaffenen Seebezirk zusammengefasst, als dessen Hauptort
weiterhin die Stadt Murten fungierte. Zwei
kleinere Gebietsveränderungen erfolgten Ende des 20. Jahrhunderts, als zunächst
das vorher selbständige Burg
am 1. Januar 1975 sowie am 1. Januar 1991 die Gemeinde Altavilla
nach Murten eingemeindet wurden. Sehenswert: Murten
besitzt eine malerische mittelalterliche Altstadt mit einem Ortsbild von
nationaler Bedeutung. Sie hat die typische rechteckige Grundrissform der Zähringerstädte
bewahrt und bedeckt eine Fläche von rund 300 m × 200 m. Das historische Städtchen
ist durch drei Längsachsen und eine Quergasse untergliedert. Besonders die
Hauptgasse zeichnet sich durch die charakteristischen Laubengänge
aus. Die Bausubstanz der Häuser in der Altstadt stammt zum grössten Teil aus
der Barockzeit
des 17. und 18. Jahrhunderts. Die
Ringmauer von Murten gehört zu den am besten erhaltenen Befestigungsbauwerken
der Schweiz. Sie wurde 1238 erstellt und später in mehreren Etappen ausgebaut,
erhöht und verstärkt. Im 20. Jahrhundert wurde eine umfassende Restauration
vorgenommen. Die ehemals vorhandenen Gräben wurden im Lauf des 16. Jahrhunderts
zugeschüttet. Die fast vollständig erhaltene Ringmauer mit einer
durchschnittlichen Höhe von 8.5 m besitzt einen Wehrgang aus dem 15.
Jahrhundert, der im südlichen Abschnitt auf weite Strecken begehbar ist, sowie
zwölf Türme in verschiedener Gestalt und Grösse. Die Stadt hatte zwei
Haupteingänge, wovon das Berner Tor (erhielt seine heutige Form 1778) im
Nordosten erhalten ist. Am Südwestrand
der Altstadt erhebt sich auf einem Vorsprung das Schloss, das ab Mitte des 13.
Jahrhunderts unter Peter II. von Savoyen auf einem unregelmässigen fünfeckigen
Grundriss erbaut wurde. Der älteste erhaltene Teil ist der massive viereckige
Bergfried aus der Erbauungszeit. Die Aussenmauern des Schlosses sind in die
Stadtbefestigung integriert und durch halbrunde Türme verstärkt. Die Wohngebäude
wurden mehrfach umgebaut, vor allem während der Umwandlung des Schlosses in den
Vogteisitz in der Zeit von 1476 bis 1540 und Ende des 18. Jahrhunderts, so dass
heute verschiedene Stilrichtungen von der Spätgotik
über die Spätrenaissance
bis zum Barock miteinander vereinigt sind. Heute beherbergt das Schloss die Präfektur.
Unterhalb des Schlosses befindet sich die alte Stadtmühle von 1578, in der das
historische Museum untergebracht ist. Die
ursprüngliche Pfarrkirche von Murten befand sich ein Stück weit nordöstlich
der Altstadt und kam bei der Abtrennung von Muntelier
auf dessen Gemeindegebiet zu liegen. Die Kirche wurde 1762 abgerissen. Seit
Mitte des 18. Jahrhunderts erfüllt die deutsch-reformierte Kirche die Funktion
der Pfarrkirche für die deutsche Bevölkerungsmehrheit. Sie befindet sich an
der Ostecke der Altstadt und wurde im Jahr 1399 erstmals als Kapelle
Sainte-Marie erwähnt. Aus dieser Zeit stammen noch Teile des Chors, während
die übrigen Partien bei Um- und Neubauten in späteren Jahren entstanden. Der
Chorturm wurde 1683 in die Ringmauer integriert; das Kirchenschiff erhielt seine
heutige Gestalt in der Zeit von 1710 bis 1713. Im Innern sind die reich
geschnitzte Kanzel von 1484 und das Chorgestühl von 1494-98 sowie Gewölbemalereien
von 1682-85 zu bewundern. Neben der Kirche steht das deutsch-reformierte
Pfarrhaus im Berner Stil aus dem 18. Jahrhundert, in dem Jeremias
Gotthelf geboren wurde. Hauptgasse und Berntor Als
reformierte französische Kirche dient die ursprüngliche Kapelle
Sainte-Catherine, die von 1478 bis 1480 an der Nordecke der Altstadt erbaut
wurde. Das Schiff stammt aus dem 18. Jahrhundert. Daneben befindet sich das 1732
erstellte französische Pfarrhaus. Das
Rathaus entstand 1474 durch Um- und Ausbau zweier ehemaliger Privathäuser. In
mehreren Etappen folgten später weitere Umbauten. Die zum See hin zeigenden
Arkaden stammen von 1589, die Hauptfassade von 1832. In der Altstadt sind
zahlreiche Bürger- und Patrizierhäuser aus dem 16. bis 18. Jahrhundert
erhalten. Erwähnenswert sind das heutige Hotel Murtenhof, dessen spätgotische
Bausubstanz auf 1476 zurückgeht, das um 1740 für die Familie Schmid erbaute
sogenannte Grosshaus, das bedeutendste Stadtpalais Murtens, und das Haus zum Rübenloch
aus dem 16. Jahrhundert, ebenfalls mit einer spätgotischen Fassade und einem
Berner Dach von 1672. In
Seeufernähe unterhalb der Altstadt stehen im Stadtteil Ryf verschiedene
gotische Handwerkerhäuser. Ebenfalls ausserhalb der Umfassungsmauern befinden
sich die katholische Kirche Sankt Mauritius, die 1885-87 im neugotischen
Stil erbaut wurde, und das für die Familie Chaillet erbaute Herrenhaus
Haldenhof von 1740. Das Schloss Löwenberg beim gleichnamigen Weiler nordöstlich
der Stadt stammt im Wesentlichen aus der Zeit von 1666 bis 1700. Jeremias
Gotthelf 1836
begann Gotthelf mit der Schriftstellerei. Sein erster Roman war Der
Bauernspiegel. Der Name der Hauptfigur aus diesem Werk wurde zugleich der
Schriftstellername von Bitzius: Jeremias Gotthelf. In
den folgenden Jahren ist er unermüdlich als Schriftsteller tätig und veröffentlicht
Romane, Erzählungen, teilweise zeitgenössisch teilweise historisch, und Aufsätze. 1851
bricht ein Hals- und Herzleiden mit Wassersucht aus. 1853 brachte ein
Kuraufenthalt in Gurnigelbad keine Linderung seines Hustens und der Schlafsucht.
Er starb am 22. Oktober 1854 an einem Schlaganfall. Albert
Bitzius wurde am 4. Oktober 1797 in Murten als Sohn des Pfarrers Sigmund Bitzius
und seiner dritten Frau Elisabeth Bitzius-Kohler geboren. 1805 wurde der Vater
ins Bauerndorf Utzenstorf
versetzt. Hier lernte Albert die bäuerliche Welt des Emmentals
kennen. Der Vater unterrichtete Albert selbst. Ab 1812 besuchte Albert die
Literarschule in Bern
und wechselte ab 1814 als Externus (Auswärtiger, Hörer) auf die Hochschule für
Theologen.
Aus dieser Zeit schrieb er: Hier brachte ich drei Jahre in
der sogenannten Philosophie sehr fleissig zu, trieb alte Sprachen, Mathematik,
Philosophie, wo Joh.
Rud. Wyss besonders freundlich und väterlich sich meiner annahm. Meiner
Mutter selig sagte er einmal: „Sagt doch euerm Sohne, er solle schöner
schreiben lernen, er schreibt wie eine Sau. Lässt er mal was drucken, besonders
in Deutschland, so hat er Schinders Verdruss.“ „Ja wolle“, antwortete
meine Mutter, „das wird er wohl lah blybe.“ „Man kann nie wissen“, sagte
Wyss. (aus Sämtliche Werke. Erlenbach-Zürich: Rentsch
1921-77, Ergänzungsband 18, S. 13f) Ur-
und Frühgeschichte Die ältesten archäolog. Zeugnisse in M. reichen bis ins Mesolithikum
(8200-5500 v.Chr.) zurück; es handelt sich um sog. Mikrolithen, kleinste
Feuersteinabschläge für den Einsatz in Geräten und Waffen, die mehrheitlich
in den sumpfigen Niederungen östlich der Stadt entdeckt wurden (M.-Combette,
M.-Ober Prehl). Neolith. Fundkomplexe aus M. verzeichnen zwar die Sammlungen
mehrerer schweiz. Museen; diese schon vor langer Zeit gemachten Funde wurden
meist nicht dokumentiert. Die genaue Lage der entsprechenden Ufersiedlungen, die
teils zerstört und teils bei späteren Erdarbeiten im Uferbereich zugedeckt
wurden, ist daher nicht immer zu eruieren. Erst die archäolog. Grabungen, die
anlässlich der Anlage der Autobahn A1 1976-95 vorgenommen wurden, ermöglichten
die Lokalisierung mehrerer Siedlungen aus dem Neolithikum (5500-2500 v.Chr) wie
der Bronzezeit (2300-800 v.Chr.): M.-Pré de la Blancherie wurde im Neolithikum
und der mittleren Bronzezeit genutzt, M.-Löwenberg, M.-Ober Prehl und
Chantemerle in der Spätbronzezeit. Diese systemat. Untersuchungen, die durch
einzelne Rettungsgrabungen ergänzt wurden, beantworteten auch chronolog.
Fragen. Das Gräberfeld M.-Löwenberg, das bedeutendste in der Gem., wurde mehr
als ein Jahrtausend lang genutzt; die untersuchten Körper- und
Brandbestattungen reichen von der mittleren Bronze- bis in die Latènezeit,
wobei die Nekropole sich bis heute für die Hallstattzeit als besonders ergiebig
erweist. Zu den wenigen archäolog. Zeugnissen aus der Eisenzeit - neben denen
aus den Grabhügeln in M.-Löwenberg und im Murtenwald - zählen einige
hallstattzeitl. Einzelfunde sowie ein Leichenbrand aus der Spätlatènezeit von
M.-Combette. Dort traten auch Spuren einer grossen röm. villa (Ende des
1., Beginn des 2. Jh.) zu Tage. Bei M.-Löwenberg wurde zudem ein Stück der röm.
Strasse nachgewiesen. Herrschaft und Verwaltung 1013 hielt Kg. Rudolf III. von Burgund in M. Hof. Im Kampf um Rudolfs Erbe
besetzte Odo II. von Blois-Champagne 1032 die befestigten Plätze M. und
Neuenburg, musste sie aber nach einer Belagerung Ks. Konrad II. übergeben,
worauf M. zerstört wurde. 1079 schenkte Kg. Heinrich IV. dem Bf. von Lausanne
neben anderen Gütern auch M. Die von Berchtold IV., Hzg. von Zähringen, oder
von Landri de Durnes, Bf. von Lausanne, in den 1170er oder 80er Jahren gegr.
Stadt wird erstmals 1238 als solche bezeichnet. 1245 verbündete sich M. mit
Freiburg und 1335 mit Bern. 1255 stellte sich die Stadt unter den Schutz von Gf.
Peter II. von Savoyen. Als Philipp von Savoyen sich weigerte, M. herauszugeben,
riss Kg. Rudolf von Habsburg die Stadt, die er als Königsgut betrachtete, an
sich. Nach Rudolfs Tod brachte Amadeus V. von Savoyen die Stadt 1291 erneut in
seine Hand, gab sie aber Kg. Albrecht wieder heraus. Nachdem Savoyen die Stadt
und Herrschaft 1310 für 4'000 Mark Silber als Pfand übernommen hatte, blieb M.
savoyisch. 1471 huldigte M. dem Gf. Jakob von Romont, dem Herzogin Jolanda von
Savoyen die Stadt und Herrschaft abgetreten hatte. Jakob von Romont war ein
Parteigänger Karls des Kühnen, was Bern und Freiburg den Vorwand bot, M. am
14.10.1475 zu besetzen (Burgunderkriege). Nach der Belagerung durch Karl den Kühnen und der Schlacht vom 22.6.1476
wurden M. und Lugnorre bis zum Ende des Ancien Régime eine gemeinsame Vogtei
Berns und Freiburgs. Die Stadt M. behielt aber ihre alten Rechte.
Abwechslungsweise stellten Bern und Freiburg für jeweils fünf Jahre einen
Schultheissen, der Rat, Gericht und Chorgericht vorsass. Nach dem Vorbild des
bern. Äusseren
Stands bildete sich in M. in der 2. Hälfte des 16. Jh. das Äussere
Regiment. Nach dem Einmarsch der Franzosen am 3.3.1798 gehörte M. in der Helvetik zum
Kt. Saane und Broye, in der Mediation zum Kt. Freiburg. Die Stadt verlor ihre
Privilegien gegenüber der Landschaft. Die ref. Bürgerschaft war nach 1798
mehrheitlich liberal bis radikal und stand oft im Gegensatz zur
kath.-konservativen Mehrheit im Kt. Freiburg. Kirche Die Kirchgemeinde M. umfasst bis heute weite Teile der alten Herrschaft.
1530 nahm M. auf Druck Berns die Reformation an, nachdem der Prediger Guillaume
Farel für den neuen Glauben geworben hatte. Im SpätMA wurde die ab 1381 erwähnte
und in der Stadt liegende Marienkapelle der Pfarreikirche Mauritius in Muntelier
vorgezogen. Ihr Neubau (Turm 1681-82, Schiff 1710) bereitete die definitive Ablösung
der Mauritius-Kirche vor. Die Marienkapelle dient seit 1762 dem dt. Gottesdienst
und wird deshalb Dt. Kirche genannt. Die Katharinenkapelle des 1239 am Südrand
der Stadt für die Bedürftigen gegr. Spitals wurde bei den Kriegsvorbereitungen
1475-76 abgebrochen und nachher innerhalb der Stadtmauern errichtet. Sie dient
der französischsprachigen Bevölkerung als Predigtraum und wird als Franz.
Kirche bezeichnet. 1885 wurde am Ostrand der Stadt die neugot. Mauritius-Kirche
als Pfarrkirche der neuen kath. Pfarrei gebaut. Wirtschaft und Verkehr Ihren Reichtum, der seit der 2. Hälfte des 17. Jh. zum Neubau fast aller Bürgerhäuser
geführt hat, verdankt die Stadt ihrer Funktion als regionales Gewerbe-,
Handels- und Verwaltungszentrum (ab 1685 vier Jahrmärkte) sowie als bern.
Station am Weg ins Waadtland. Hierbei spielten sowohl die Strasse durch das
Broyetal wie der Wasserweg über die Broye nach Yverdon eine Rolle, besonders für
den Wein- und Korntransport. Obwohl Bern und Freiburg M. bereits 1584 die Erlaubnis erteilt hatten, Zünfte
zu bilden, schlossen sich erst 1731 die Küfer, Schreiner, Schlosser und
Zimmerleute zur einzigen städt. Zunft zusammen. Spezialhandwerke wie Büchsenmacher,
Goldschmied oder Kannengiesser waren in M. oft nur mit einem Meister vertreten.
Die im späten 17. Jh. entstandene Gewerbesiedlung an der Ryf beherbergte zu
Beginn des 19. Jh. u.a. eine Ziegelei und eine Bierbrauerei. Die Industrialisierung M.s begann in den frühen 1850er Jahren, als
Etienne-Ovide Domon in der Stadt eine Uhrenfabrik gründete, die später nach
Muntelier verlegt wurde. An der Ryf betrieb die Fam. Petitpierre 1831-1901 eine
Absinthdestillerie und Oskar Roggen stellte 1888-1913 aus Weinbeeren einen sog.
Kunstwein mit geringem Alkoholgehalt her. Seit 1855 besitzt M. eine eigene
Zeitung, den "Murtenbieter".
Im 20. Jh. siedelten sich weitere Industrien in M. an, v.a. im Bereich
Feinmechanik, Elektronik und Lebensmittel: 1938 Roland Murten AG (Dauerbackwaren
und Apérogebäcke), 1945 Rastawerk AG (Heizkörper, Trennscheiben, 2003 aufgelöst),
1949 Saia (Zeitschalter, heute Saia Burgess), 1954 Derac SA (Jukeboxes, 1961
eingestellt), 1957 Selecta (Automatenverpflegung) und 1970 Fribosa
(Werkzeugbau). 1973 kauften die SBB von der Fam. de Rougemont den ehemals patriz.
Besitz Schloss und Park Löwenberg für die Errichtung eines
Ausbildungszentrums. Der Weinbau, der beidseits des Murtensees betrieben wurde,
ist seit dem 2. Weltkrieg im Vully konzentriert. M. lag an der seit der Römerzeit benutzten Ost-West-Transversale von Brugg/Windisch
nach Genf. Auch die zwischen 1740 und 1790 von Bern gebaute Strassenverbindung
von Zürich bzw. Zurzach nach Genf führte über M. Ab 1814 liess Freiburg die
Strasse Freiburg-M. über La Sonnaz-Courtepin-Gurwolf, 1859-68 eine zweite über
Salvenach-Gurmels-Düdingen errichten. Durch den 1856 gefällten, von Freiburg
beeinflussten Entscheid, die Eisenbahnstrecke Bern-Lausanne über Freiburg statt
über M. zu führen, geriet M. verkehrsmässig vorerst ins Abseits. Der
Anschluss M.s ans Eisenbahnnetz erfolgte 1875-76 mit dem Bau der Linie Palézieux-M.-Lyss,
1898 mit der Linie Freiburg-M. und 1903 mit der Linie M.-Ins. Ein Dampfschiff
verband ab 1835 M. mit Neuenburg. Aus dem Spital Bon-Vouloir, das als Nachfolger
des Katharinenspitals 1867 in Merlach eröffnet wurde, ging in den 1920er Jahren
das Bezirksspital hervor. Der Frühtourismus, einsetzend mit den Feierlichkeiten
zum 400-Jahr-Jubiläum der Murtenschlacht 1876, war patriotisch geprägt. Zu
Beginn des 21. Jh. sprachen den Besucher v.a. die maler. Kleinstadt sowie der
See an. Hotellerie und Gastgewerbe waren bedeutend. Siedlungsentwicklung Von der 1238 in Auftrag gegebenen Stadtbefestigung sind die Gesamtanlage und
aufgehendes Mauerwerk erhalten. Das Avenches- und das Ryftor wurden kurz nach
1798 abgebrochen. Weitere Abbrüche unterblieben mangels Geld. 1912 wurde M.s
Ringmauer unter Bundesschutz gestellt. Die Stadtstruktur, entwickelt nach dem zähring.
Hofstättensystem, überstand den schweren Brand von 1416. Beim Wiederaufbau der
Hauptgasse wurden die Häuserfassaden auf die Höhe der heutigen Lauben
vorgezogen. Das Schloss M., eine Gründung des Gf. Peter II. von Savoyen, hat
sein Aussehen zwischen 1255 und 1300 erhalten. Es ist heute Sitz des Oberamts
des Seebezirks. Das öffentl. Seebad von 1829 wurde 1974 um ein Freibad und 1977 um ein
Hallenbad erweitert. Die ab 1836 nach Plänen des jungen einheim. Architekten
Johann Jakob Weibel vor dem Untertor (heute Berntor) gebaute neue Schule gilt
als das erste öffentl. Gebäude der Schweiz im Münchner Rundbogenstil. Ebenso
einmalig war Weibels Gestaltung des Berntorplatzes ausserhalb der Stadtmauern.
Die Sanierung der Ehgräben, d.h. die Schaffung gedeckter Abwasserkanäle,
erfolgte 1893. Gleichzeitig wurde das Trinkwasser in die Privathäuser geleitet.
Die Strassenbeleuchtung wechselte 1865 von Öl zu Petrol, 1876 zu Gas und 1900
zu Elektrizität. Die erste Juragewässerkorrektion bewirkte ein Absinken des
Seespiegels, weshalb 1893 ein neuer Hafen gebaut wurde. In der 1976-78
renovierten Stadtmühle an der Ryf ist das Hist. Museum eingerichtet. Die Bevölkerungszunahme
führte am Stadtrand zu Neubauten, die zunächst sorgfältig geplant (1853,
1893, 1908 Neuquartier, 1906 Längmatt, 1929, 1948 ganzes Gemeindegebiet) und
teils umgesetzt wurden. Seit den 1950er Jahren jedoch wurde auf die städtebaul.
Grundsätze kaum mehr Rücksicht genommen. Im Vorfeld der Expo 64 in Lausanne
entstand, als Teil der Planung von 1929, die Umfahrungsstrasse. Der Bau des
Teilstücks Löwenberg-Greng der Autobahn A1 erfolgte auf die Expo.02 hin, an
der M. als Arteplage mit dem "Monolithen" von Jean Nouvel beteiligt
war. Geschichte von Murten
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